Nanchang — eine Stadt, in der der Markgraf von Haihun schwieg und Wang Bo weinte
Nanchang — eine Stadt, in der der Markgraf von Haihun verstummte und Wang Bo Tränen vergoss; die Dörfer ringsum machen keinen guten Eindruck.
Auf dem Tengwang‑Pavillon, mit Blick in die Ferne auf den Gan und aus der Nähe auf den Fu, kommt man nicht umhin, Wang Bo, einen der Vier Talente der frühen Tang‑Zeit, zu bewundern: Vor so engem Flusspanorama verfasste er die majestätische „Vorrede zum Tengwang‑Pavillon“ — wahrlich genial. Würde er die 29. Wiedererrichtung von heute sehen, stünden kaum „Brokatflügel und geschnitzte Traufen“ in den Versen — sondern Stahl und Beton, immer wieder.
Vom ersten bis zum fünften Stock eines siebengeschossigen Pavillons fühlt es sich an wie auf einem Antikmarkt: Qin, Go, Kalligraphie, Malerei — alles vorhanden, doch wenig echt. Ich hielt die Spitze für die beste Aussicht; nach mühsamem Aufstieg fand ich einen völlig geschlossenen Dachraum ohne ein einziges Fenster. Dass der Tengwang‑Pavillon die „Mecker‑Listen“ der drei großen Jiangnan‑Türme anführt, ist verdient.
Unweit liegt das Provinzmuseum Jiangxi. Wer zum ersten Mal hier ist und wenig Zeit hat, sollte nur die Sonderausstellung zum Markgrafen von Haihun besuchen. Die Ausgrabung seines Grabes war wie ein Geschenk der Ahnen an Jiangxi: vielleicht nicht edel, aber reich an Funden. Interessierte verweise ich auf meine vier kurzen Texte zum Markgrafen.
Der Qiushui‑Platz liegt dem Pavillon über den Fluss hinweg gegenüber; der Name spielt auf „Herbstwasser und weiter Himmel in einem Ton“ an. Man rühmt den größten Musikbrunnen Asiens; nach der ganzen Show fehlte mir dennoch ein Hauch von Wucht.
Die Shengjin‑Pagode, zehn Autominuten entfernt, überzeugt in Anlage wie Ritual. Die „Handelsstraße mit chinesischen Besonderheiten“ daneben bleibt jedoch weit hinter Chengdus Kuanzhai‑Gassen, Hangzhous Hefang‑Straße oder dem Konfuzius‑Tempelbezirk von Nanjing zurück.
Veröffentlicht am: 26. Sept. 2025 · Geändert am: 26. Okt. 2025