iDiMi
Sprache wechseln
Design wechseln

Eindrücke aus Manhattan, New York

iDiMi-Eindrücke aus Manhattan, New York

Seit jeher hatte ich von Manhattans chronischen Staus und dem Parkplatzmangel gehört. Also ließ ich das Auto in Newark, New Jersey, am anderen Ufer des Hudson, und fuhr mit der PATH zur 33rd Street. Am Ausgang: dichte Menschenmengen. Viele frühere Zweirichtungsstraßen sind heute Einbahnstraßen, doch die Überlastung bleibt; oft ist man zu Fuß schneller als mit dem Auto. Die Läden an den Straßenfronten sind überwiegend Flagship‑Stores von Modemarken und gut gefüllt. Nur der streng gesicherte Trump Tower an der Fifth Avenue wirkte vergleichsweise ruhig.

Von der 33rd Street lief ich etwa 40 Minuten bis zum Central Park. Entlang der äußeren Straßen standen einige prachtvoll geschmückte Kutschen — eine erstaunlich bewahrte Tradition mitten in der Metropole. Zwischen den Hochhäusern herrscht auf den Avenuen Lärm, im Park dagegen breite Ruhe. Uralte Bäume ragen empor, und — anders als in ostasiatischen Gärten — gibt es kaum Anzeichen bewusst gesetzter Ornamentik: alles wirkt schlicht und natürlich.

Das Metropolitan Museum of Art liegt an der 82nd Street neben dem Central Park. Seine Sammlung umfasst rund drei Millionen Objekte, über fünfzigtausend sind täglich ausgestellt. Eine Eintrittskarte gilt drei Tage und erlaubt beliebig viele Ein‑ und Ausgänge. Wer wenig Zeit hat, folgt am besten der roten Route auf dem Plan — dem effizientesten Weg, das Met zu durchstreifen und seine Horizonte erweiternden Räume und Schätze zu erleben.

Das Met ist ein großer Schmelztiegel. In den griechischen und römischen Abteilungen spürt man die Lebensliebe in Skulptur und Architektur; in den Abteilungen zu Afrika, Ozeanien und den Amerikas begegnet man herben, vielfältigen, ungezähmten Kulturen; in den ägyptischen Sälen zeugen der Tempel von Dendur und die Mumien von tiefer Ehrfurcht vor dem Tod; in der europäischen Malerei sowie in den Bereichen zur arabischen Welt und zu Asien spürt man — durch Gemälde, Skulpturen, Bücher und Kunsthandwerk — den prägenden Einfluss von Christentum, Islam und Buddhismus auf Leben und Kultur weltweit.

Vor dem monumentalen Wandbild des Medizin‑Buddha mögen chinesische Besucher gemischte Gefühle haben. Ich meine: Was national ist, kann auch universal sein. Im Met hat sogar der Medizin‑Buddha ein gutes Zuhause gefunden. Als junges, von vielen Völkern geprägtes Land hat die USA in gut zwei Jahrhunderten einen der vier großen Museen der Welt aufgebaut — nicht nur dank Finanzkraft, sondern auch dank Inklusivität, Kunststreben und unermüdlicher Arbeit.

Um 17 Uhr, mit dem Museumsschluss, erstrahlt Upper Manhattan. Wir bummeln zum Times Square. Riesige LED‑Werbetafeln an den Fassaden tauchen den kleinen „Platz“ in helles Licht. Viele bleiben stehen und fotografieren. Die Bescheidenheit der Fläche überraschte mich — genau genommen ist es eine Kreuzung — und doch ist der Ort weltweit berühmt. Manche Plätze verdanken ihren Ruhm wohl weniger der Größe als dem kommerziellen Wert.

Um 20 Uhr gehen wir die Broadway gen Süden. Durch ein ruhigeres Midtown erreichen wir die Wall Street, das globale Finanzzentrum. Die Bronzestatue „Fearless Girl“, nun vor der New York Stock Exchange, wurde durch ihre frühere Konfrontation mit dem „Charging Bull“ am Bowling Green bekannt. Heute zählt sie zu New Yorks markanten Skulpturen mit Frauenthema.

Etwa zehn Minuten Fußweg von der Wall Street entfernt liegt das ehemalige WTC‑Gelände. Wo einst die Zwillingstürme standen, befinden sich heute das Süd‑ und Nordbecken, mit 2.983 Namen in den Brüstungen — jeden zu berühren, ist Trost für die Verstorbenen. Das Oculus steht neben Ground Zero wie ein großer Vogel im Begriff abzuheben.

Um 21 Uhr nehme ich die PATH zurück nach Newark.

Veröffentlicht am: 21. Sept. 2025 · Geändert am: 26. Okt. 2025

Ähnliche Beiträge